Der letzte Tag beim Tollwood. Dieses Jahr war es da irgendwie anders…Es hat nicht die ganze Zeit geregnet und war sogar richtig warm. Das Sommer Tollwood ist außnahmsweise einmal seinem Namen gerecht geworden. Und dann laden sie zum Abschluss den Megastar der britischen Jazz Szene ein. Jamie Cullum wird dann auch noch bestuhlt, damit sich auch ein älteres Publikum bei ihm wohl fühlt…dazu später mehr…aber schwubs, das ganze Tollwood Zelt trotz der hohen Preise einfach ausverkauft! Voll!
Spätestens nachdem der Mann 30 Sekunden auf der Bühne steht, weiß man allerdings auch warum. Da spielt nicht einfach jemand Klavier zu jazzigen Klängen, da springt der Mann auf seinem Piano umher, hüpft auf der Bühne auf und ab und man fragt sich, wie er das zwei Stunden durchhalten soll? Schwitzt er nicht jetzt schon? Bei “Same Things” dreht der kleine Mann dort vorne so richtig auf. Und dann? Das Publikum ist leider an die Stühle gefesselt und so richtig wusste ich nicht, wie ich mich jetzt bewegen soll. Der Rest der Leute nimmt es ziemlich gelassen, denn es folgen nach dem konkret starken Auftakt ein paar jazzige Nummern und es wird gejamt. Denn Saxophonist und Trompeter sind dabei und dürfen Variationen zu bekannten Songs vom Besten geben. Hier wird einem klar, warum der Mann dort vorn nicht nur viele viele CDs verkauft, sondern auch in der Jazzszene anerkannt ist…
Apropo Jazz Szene. Diese wird regelmäßig von ihm in einer wunderbaren Sendung bei der BBC vorgestellt. Jede Woche gibt es eine oft recht ruhige Auswahl aus Jamies Lieblingsmusikern und sehr sehr alten Jazz Klassikern. Durch die Sendung führt er sehr sehr sympatisch und ist ein wunderbarer Gastgeber für viele junge Talente. Musiker wie Gregory Porter, Melanie de Basio, GoGo Penguin oder Polar Bear erhalten viel Zeit und Raum um sich zu präsentieren. Jamie ist auch schon manchmal in der Welt unterwegs und erzählt von den Künstlern, die gerade beim Festival vor ihm auftreten, oder mit denen er kurz ein Interview für die Sendung aufgenommen hat. Großartige Radiosendung.
Nachdem Jamie ein wenig jammen ließ, kommen zwei sehr ruhige Stücke, die er allein am Piano spielt. Ich glaube eins war “Gran Torino”. Leider habe ich keine Playlist mitgeschrieben. Es war auf jeden Fall sehr ähnlich zu folgender:
Same Thing, Get Your Way, Everything You Didn’t Do, What A Difference A Day Make, Just One Of Those Things,- Band Introduction – Wind Cries Mary, I think I love Ever Lasting Love, Save Your Soul, Drop It Like It’s Hot / Dance All Night / Get Lucky (Beat-Piano-Bounce), Love For Sale, When I Get Famous, Don’t Stop The Music, All At Sea, These Are The Days I Feel Fine, Mixtape
Besonders beeindruckend war dabei eine Nummer, bei der er auf dem Klavier trommelnd diverse aktuelle Popsongs interprettierte. Um kurz danach ins Publikum zu springen und diese ganze beschissene Bestuhlung aufzulösen. Hier hat ein Künstler ein Gespühr für das Publikum bewiesen. Er macht fix noch ein paar Selfies mit Zuschauern und fordert dann alle auf direkt vor die Bühne zu kommen, da einen ja wohl keiner halten kann, wenn alle gehen! Großartige Nummer. Wir mussten uns dann zwar erstmal einsortieren, aber dafür konnte man dann endlich einmal tanzen. Das Publikum in München war dazu auch außnahmsweise einmal gewillt und so ging es noch steil.
An die letzte Nummer des Abends wird sich wohl jeder noch lange erinnern. Bei MIXTAPE lässt zu erst der Saxophonist alle im schnellen Rhytmus klatschen und wundert sich schon, warum es dieses Mal nicht aufhört. Jamie Cullum lässt sich vom Soundmann neben der Bühne noch schnell sagen, wie lange es noch geht und bemerkt, dass da wohl nur noch ein Song drin ist. Und den kostet er aus… Denn Mixtape kann man nicht nur großartig mitsingen, sondern es gibt diese wunderbaren OoooooOooooo Stellen, die man mitsingen, mitgrölen oder einfach mitklatschen kann. Genau das tuen an diesem Abend alle, einfach alle. Als der Song vorbei ist, es 22 Uhr ist und wegen Auflagen nicht weiter gehen darf, dauert es noch mindestens 3 Minuten bis das Publikum verstummt. Wer braucht eine Band wenn er über 5000 Stimmen hat…So ein schönes Ende hatte ein Konzert selten. Danke Jamie Cullum für einen unvergesslichen Abend